Curtain, shelf, Collages, Umbrella and a green painted wall, Herrenhaus Edenkoben 2013
Mit euch beiden werde ich weggehen. An einen Ort, den wir noch nicht kennen. Wir werden dort einen anderen Himmel finden und eine Silhouette, die unsere neue Heimat beschreiben wird.
Es ist nur ein Vorüberziehen.
Die Düfte aus dem Garten stecken wir in unsere Hosentaschen und die Geschichten über die alte Agave dazu. Ich habe vergessen sie auszumessen, das wollte ich eigentlich noch vor unserer Abreise machen.
Nehmt ihr etwas Erde mit? Das Grün des Weihers können wir uns merken, oder wir gehen kurz noch mal hin und malen seine Farbe in unser Heft. Ein Ableger und das Bild wie die Sterne im August aus dem Himmel in die Berge fallen und dann erst langsam verglühen. Wir nehmen die aufgetauten Perlenketten mit und ich hänge sie euch um den Hals, damit wir uns nicht verlieren. Später werden wir uns erinnern, wie die dunklen Perlen am Rand der Berge einen Saum ins Abendlicht zeichnen. Kennt ihr den Weg?
Es ist der Wind der uns fallen lässt.
Vögel sind auch anderswo. Wolken auch, der Mond, die Sterne, die Sonne. Die Luft wird eine andere sein, die Menschen, die Tiere – die Pflanzen. Liest du mir dann die Geschichten der letzten Heimat vor? Das Buch über die Seiltänzer lasse ich hier, auch das über exotische Pflanzen und ferne Städte. Die kleine Wolkenversteinerung gebe ich meinem Vater zurück, ich hatte sie mir nur für einen bestimmten Zeitraum ausgeliehen. Wir könnten die Erinnerungen auf Stäben in unseren Händen balancieren und werden aufpassen müssen, das sie nicht wegkippen und verloren gehen. Die Trauben im Eisfach bleiben zurück. Und den neuen Schirm darf ich nicht vergessen.
Text: Judith Karcheter